CX-Experimente sind der Schlüssel zur datengestützten Optimierung der Customer Experience. Statt auf Vermutungen zu setzen, validieren Unternehmen Hypothesen, testen neue Ansätze und messen die Auswirkungen auf Kundenzufriedenheit, Conversion und Bindung. Von Omnichannel-Strategien über Design, Technologie, Personalisierung bis hin zu Mitarbeiterschulungen – CX-Experimente decken alle Bereiche ab. Erfolgreiche Beispiele weltweit zeigen, wie praxisnahes Testen zu besserer Kundenbindung und langfristigem Unternehmenserfolg führt. Dabei ist die Wahl passender KPIs ebenso entscheidend wie die Einhaltung von Datenschutz und die Skalierbarkeit der Massnahmen. Wer kontinuierlich experimentiert, entwickelt nicht nur wirksame CX-Massnahmen, sondern sichert sich auch einen Wettbewerbsvorteil in einer dynamischen Marktlandschaft.
Obwohl die Begriffe Testen und Experimentieren oft synonym verwendet werden, verfolgen sie innerhalb eines CX-Programms unterschiedliche Ziele. Beim Testen geht es meist darum, die Funktionalität eines einzelnen Elements – etwa einer neuen Funktion oder Dienstleistung – zu überprüfen. Experimentieren hingegen hat einen umfassenderen Ansatz: Es umfasst die Validierung von Hypothesen, iterative Verbesserungsprozesse und die umfassende Bewertung der Auswirkungen auf die gesamte Customer Experience.
Bereit, Ihre CX-Strategie zu revolutionieren? Es ist an der Zeit, das Rätselraten zu beenden und mit echten Experimenten zu beginnen.
Vorteile von Experimenten in CX-Programmen
Optimierung des Omnichannel-Services
Durch Experimente können Unternehmen ihre Omnichannel-Strategien gezielt verfeinern, indem sie verschiedene Ansätze für die Kundeninteraktion über unterschiedliche Kanäle hinweg testen. So lässt sich beispielsweise herausfinden, ob schnellere Reaktionszeiten auf Social Media im Vergleich zu E-Mails zu höherer Kundenzufriedenheit führen. Dieser iterative Prozess hilft, Kundenpräferenzen mit dem Serviceangebot in Einklang zu bringen und die Gesamtzufriedenheit zu steigern.
Technologische Weiterentwicklungen
Die Integration neuer Technologien in die Customer Experience erfordert sorgfältige Tests, um eine reibungslose Funktion und Akzeptanz durch die Nutzer sicherzustellen. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Lösungen – etwa Chatbots, KI-gestütztem Kundenservice oder personalisierten Empfehlungssystemen – können Unternehmen die wirkungsvollsten Werkzeuge identifizieren, um die Kundeninteraktion zu verbessern und Prozesse zu verschlanken.
Kulturelle Anpassung
Im globalen Wettbewerb spielen kulturelle Unterschiede eine zentrale Rolle für die Kundenerfahrung. Experimente ermöglichen es Unternehmen, ihre CX-Strategien auf unterschiedliche kulturelle Kontexte abzustimmen. So kann beispielsweise getestet werden, welche Marketingbotschaften oder Serviceansätze in bestimmten Regionen am besten ankommen, um kulturell passende und effektive Maßnahmen zu entwickeln.
Verbesserungen im Design
Design ist ein zentraler Bestandteil jeder Customer-Experience-Strategie – es beeinflusst alles vom Website-Layout bis hin zur Produktverpackung. Mithilfe von A/B-Tests und anderen experimentellen Methoden können Unternehmen herausfinden, welche Designelemente die Nutzerbindung und -zufriedenheit am stärksten fördern. Dieser datenbasierte Ansatz stellt sicher, dass Designentscheidungen mit den Kundenpräferenzen im Einklang stehen.
Personalisierung von Services
Personalisierung ist entscheidend für eine herausragende Customer Experience. Durch gezielte Experimente können Unternehmen herausfinden, welche Strategien – etwa personalisierte E-Mails, Produktempfehlungen oder Treueprogramme – bei ihren Kunden am besten ankommen. Die kontinuierliche Optimierung dieser Maßnahmen auf Basis experimenteller Erkenntnisse stärkt die Personalisierung und fördert die Kundenbindung.
Mitarbeiterschulung und Engagement
Mitarbeiterinteraktionen sind ein Schlüsselfaktor für die Kundenerfahrung. Unternehmen können verschiedene Schulungsprogramme und Engagement-Initiativen testen, um herauszufinden, welche Ansätze Mitarbeitende am besten befähigen, eine exzellente CX zu bieten. Dazu zählen beispielsweise Experimente mit Onboarding-Prozessen, Lernmodulen oder Anreizsystemen.
Customer Journey Mapping
Experimente spielen eine zentrale Rolle beim Mapping der Customer Journey im Rahmen einer CX-Strategie. Indem unterschiedliche Szenarien und Berührungspunkte getestet werden, erhalten Unternehmen ein präziseres Bild der tatsächlichen Kundenpfade. So lassen sich Touchpoints gezielt optimieren, Reibungspunkte reduzieren und das Kundenerlebnis insgesamt verbessern.
Prozesseffizienz
Die Optimierung interner Abläufe durch gezielte Experimente kann entscheidend zur Verbesserung der CX-Strategie beitragen. So kann ein Unternehmen beispielsweise verschiedene Abläufe bei der Auftragsabwicklung testen, um den effizientesten Prozess zu identifizieren. Dies steigert nicht nur die Kundenzufriedenheit durch pünktliche Lieferungen, sondern senkt zugleich die Betriebskosten.
Produkteinführungen
Beim Launch neuer Produkte oder Dienstleistungen ist Experimentieren unverzichtbar. Durch das Testen unterschiedlicher Aspekte – etwa Marketingbotschaften, Preisstrategien oder Vertriebskanäle – gewinnen Unternehmen wertvolle Daten, um ihre Markteinführungsstrategie zu verfeinern und den Erfolg des Produkts zu maximieren.
Integration von Kundenfeedback
Das Sammeln und Umsetzen von Kundenfeedback ist ein zentraler Bestandteil kontinuierlicher CX-Verbesserung. Experimente helfen dabei, die effektivsten Methoden zur Feedbackgewinnung und -nutzung zu identifizieren – etwa Umfragen, Fokusgruppen oder Social-Media-Monitoring. So wird sichergestellt, dass Kundenmeinungen präzise erfasst und wirksam in die CX-Strategie integriert werden.
Einbindung der Kunden in den Experimentierprozess
Die direkte Beteiligung von Kunden an CX-Experimenten liefert authentische Einblicke und stärkt die Kundenbindung. Über Kanäle wie Customer Data Platforms (CDPs) oder Voice-of-Customer-(VoC)-Programme können Unternehmen umfassendes Feedback einholen und ihre Strategien zielgerichtet anpassen. Echtzeit-Interaktionen und kontinuierliche Feedbackschleifen sorgen dafür, dass Experimente eng an den tatsächlichen Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden ausgerichtet sind – was zu relevanteren und erfolgreicheren Ergebnissen führt.
Erfolgsmessung von CX-Experimenten
Traditionelle Kennzahlen stoßen bei der Bewertung von Customer-Experience-Experimenten oft an ihre Grenzen. Alternative Ansätze bieten präzisere Einblicke in die Wirksamkeit solcher Maßnahmen:
- Customer Satisfaction Score (CSAT): Der CSAT-Wert misst die Kundenzufriedenheit in Bezug auf eine bestimmte Interaktion oder Erfahrung. Er liefert unmittelbares Feedback über den Erfolg eines konkreten Experiments und unterstützt Unternehmen dabei, fundierte, datengestützte Entscheidungen zu treffen.
- Customer Effort Score (CES): Der Customer Effort Score bewertet, wie einfach es für Kunden ist, mit einem Unternehmen zu interagieren – etwa bei der Problemlösung oder beim Abschluss eines Vorgangs. Ein niedriger Aufwand deutet auf eine reibungslose Customer Experience hin; gleichzeitig lassen sich durch hohe Werte Schwachstellen in Prozessen identifizieren und gezielt optimieren.
- Kundenbindungsrate (Retention Rate): Die Beobachtung der Kundenbindungsrate liefert Aufschluss über die langfristige Wirkung von CX-Experimenten. Führt ein Experiment zu einer höheren Bindung, ist dies ein starkes Indiz dafür, dass die getesteten Maßnahmen bei der Zielgruppe gut ankommen.
- Conversion-Rate: Die Conversion-Rate misst wie erfolgreich ein Experiment bestimmte Handlungen der Kunden – wie etwa einen Kaufabschluss oder eine Newsletter-Anmeldung – fördert. Steigende Conversion-Raten deuten auf wirksame Optimierungen innerhalb der CX-Strategie hin.
- Customer Lifetime Value (CLV): Der Customer Lifetime Value misst den gesamten finanziellen Wert, den ein Kunde im Laufe seiner Beziehung zu einem Unternehmen generiert. Durch die Analyse des CLV lässt sich der langfristige wirtschaftliche Einfluss von CX-Experimenten bewerten – so können Maßnahmen priorisiert werden, die nachhaltiges Wachstum fördern.
- Abwanderungsrate (Churn Rate): Die Churn Rate zeigt den Prozentsatz der Kunden, die ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht weiter nutzen. Sinkende Abwanderungsraten nach einem Experiment sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Änderungen die Kundenbindung positiv beeinflussen.
- First Contact Resolution (FCR): Die First Contact Resolution misst, wie viele Kundenanfragen bereits beim ersten Kontakt erfolgreich gelöst werden. Eine hohe FCR-Rate weist auf eine gesteigerte Effizienz und Servicequalität hin – ein klares Indiz für gelungene CX-Experimente.
- Engagement-Metriken: Metriken wie Click-Through-Rates, Verweildauer auf der Website oder Interaktionsraten zeigen, wie Kunden auf verschiedene CX-Maßnahmen reagieren. Hohe Werte deuten darauf hin, dass Kunden die Veränderungen als relevant und ansprechend empfinden.
- Abschlussquote (Task Completion Rate): Diese Kennzahl misst den Anteil der Kunden, die eine gewünschte Handlung erfolgreich abschließen – etwa einen Kauf tätigen oder ein Formular ausfüllen. Sie gibt Aufschluss darüber, wie gut CX-Optimierungen die Zielerreichung der Kunden unterstützen.
- Experimentspezifische KPIs: Für jedes CX-Experiment sollten individuell definierte KPIs festgelegt werden, die sich an den jeweiligen Zielen orientieren. Beispielsweise können bei einem Experiment zur Verbesserung der Website-Nutzerfreundlichkeit Kennzahlen wie Ladezeit, Absprungrate und Zufriedenheit mit der Navigation herangezogen werden.
Globale Beispiele für CX-Experimente
Europa
- Schneider Electric (Frankreich): Schneider Electric setzt gezielte Experimente ein, um seine Lösungen im Bereich Energiemanagement kontinuierlich zu verbessern. Durch das Testen verschiedener Software-Oberflächen und Support-Methoden stellt das Unternehmen sicher, dass seine Produkte benutzerfreundlich und wirkungsvoll bleiben. Diese Experimente helfen Schneider Electric, den sich wandelnden Kundenbedürfnissen stets einen Schritt voraus zu sein und hohe Zufriedenheitswerte zu sichern.
- Bayer (Deutschland): Bayer experimentiert mit digitalen Tools und Plattformen, um die Interaktion mit seinen B2B-Kunden zu optimieren. Durch das Testen verschiedener Kommunikationskanäle und personalisierter Inhalte konnte das Unternehmen seine Engagement-Strategien deutlich verbessern – mit positiven Effekten auf das Kundenerlebnis und die Kundenbindung.
- Siemens (Deutschland): Siemens nutzt A/B-Tests und multivariate Tests, um seine Lösungen im Bereich der industriellen Automatisierung zu verfeinern. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Konfigurationen und Benutzeroberflächen stellt Siemens sicher, dass seine Produkte intuitiv bedienbar sind und den Erwartungen der Kunden entsprechen – was zu höheren Akzeptanzraten führt.
Nordamerika
- General Electric (USA): GE setzt umfassende Experimentierstrategien ein, um seine industriellen Produkte und Dienstleistungen zu optimieren. Durch das Testen verschiedener Kundenservice-Ansätze und Produktfunktionen verbessert GE kontinuierlich sein Angebot – mit dem Ziel, den Kundenanforderungen besser gerecht zu werden und die Zufriedenheit zu steigern.
- Microsoft (USA): Microsoft führt intensive Experimente mit seinen Unternehmenssoftware-Lösungen durch. A/B-Tests und die Integration von Nutzerfeedback helfen dem Unternehmen dabei, seine Produkte gezielt weiterzuentwickeln und besser auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen. Das Ergebnis: verbesserte Nutzererfahrungen und höhere Nutzungsraten.
- Johnson Controls (USA): Johnson Controls nutzt Experimente, um seine Gebäudeautomations- und Energiemanagementsysteme zu verbessern. Durch das Testen unterschiedlicher Systemkonfigurationen und Support-Modelle steigert das Unternehmen die Leistung seiner Produkte und die Kundenzufriedenheit.
Asien-Pazifik
- Sony (Japan): Sony experimentiert mit technologischen Innovationen und verschiedenen Benutzeroberflächen, um seine Elektronikprodukte weiterzuentwickeln. Kunden werden aktiv in die Testphasen einbezogen, wodurch ihr Feedback direkt in die Produktgestaltung einfließt. Das Ergebnis sind nutzerfreundliche Produkte, die den Marktanforderungen gerecht werden.
- Hitachi (Japan): Hitachi setzt Experimente ein, um seine Industrieausrüstungen und -lösungen zu verbessern. Durch das Testen unterschiedlicher Konfigurationen und Servicemodelle optimiert das Unternehmen sein Angebot für Geschäftskunden – mit positiver Wirkung auf Zufriedenheit und Kundenbindung.
- Tata Consultancy Services (Indien): TCS wendet konsequente Experimentiermethoden an, um seine IT-Dienstleistungen zu verfeinern. Durch das Testen verschiedener Bereitstellungsmodelle und die Einbindung von Kundenfeedback stellt TCS sicher, dass seine Lösungen effektiv und exakt auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
Herausforderungen bei CX-Experimenten
- Begrenzte Ressourcen: Effektive Experimente erfordern Zeit, Budget und qualifiziertes Personal – Faktoren, die für viele Organisationen mit begrenzten Mitteln zur Herausforderung werden. Eine strategische Ressourcenplanung ist daher entscheidend, um CX-Experimente langfristig durchzuführen und erfolgreich umzusetzen.
- Datenschutz und Compliance: Die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen wie der DSGVO oder dem CCPA kann beim Sammeln und Analysieren von Kundendaten komplex sein. Um rechtlichen und ethischen Anforderungen zu entsprechen, sind robuste Datenmanagement- und Governance-Strukturen unerlässlich.
- Balance zwischen Tempo und Gründlichkeit: Die richtige Balance zwischen schneller Durchführung und der notwendigen methodischen Sorgfalt zu finden, ist oft schwierig. Für wirksame CX-Experimente braucht es Testverfahren, die sowohl effizient als auch wissenschaftlich fundiert sind.
- Erwartungsmanagement bei Kunden: Kunden könnten auf häufige Veränderungen negativ reagieren – insbesondere wenn diese als störend oder verwirrend wahrgenommen werden. Eine klare Kommunikation sowie strukturierte Change-Management-Maßnahmen sind entscheidend, um Unzufriedenheit zu vermeiden.
- Ergebnisse korrekt interpretieren: Die aussagekräftige Auswertung von Experimenten erfordert fundierte Datenanalysekenntnisse sowie ein Bewusstsein für potenzielle Verzerrungen oder Störfaktoren. Fortgeschrittene Analysetools und statistisches Fachwissen sind unverzichtbar, um valide Schlüsse ziehen zu können.
- Skalierbarkeit von Experimenten: Die erfolgreiche Skalierung von CX-Experimenten auf die gesamte Kundenbasis bei gleichbleibender Qualität und Konsistenz ist eine große Herausforderung. Um Verbesserungen im großen Maßstab umzusetzen, bedarf es strategischer Planung und einer leistungsfähigen technischen Infrastruktur.
Strategisches Experimentieren = Erfolgreiche CX-Strategie
Experimentiermethoden sind entscheidend für die Weiterentwicklung und Validierung von Customer-Experience-Programmen (CX-Programmen). Durch einen systematischen und datengestützten Ansatz können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Maßnahmen bei den Kund:innen Anklang finden und ein nachhaltiges Unternehmenswachstum fördern.
Trotz der damit verbundenen Herausforderungen – wie begrenzte Ressourcen, Datenschutzbedenken und der Bedarf an skalierbaren Lösungen – sind die Vorteile effektiver Experimente vielfältig. Dazu zählen eine höhere Kundenzufriedenheit, gesteigerte Konversionsraten und eine stärkere Kundenbindung. Da sich die Customer-Experience-Landschaft (CX-Landschaft) stetig weiterentwickelt, müssen Unternehmen Experimentierfreude zeigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und herausragende Kundenerlebnisse zu bieten.
Das Lernen aus erfolgreichen Fallstudien sowie die Umsetzung durchdachter Experimentierstrategien ermöglichen es Organisationen, die Komplexität im CX-Bereich zu meistern und langfristigen Erfolg zu erzielen. Kontinuierliche Verbesserung durch strategisches Experimentieren erfüllt nicht nur die Erwartungen der Kund:innen, sondern schafft auch die Grundlage für langfristige unternehmerische Exzellenz. Die konsequente Anwendung dieses Ansatzes stellt sicher, dass Unternehmen agil, reaktionsfähig und im Einklang mit den sich ständig wandelnden Bedürfnissen ihrer Kundschaft bleiben.

Ricardo Saltz Gulko
Ricardo Saltz Gulko ist Geschäftsführer von Eglobalis, Mitbegründer und Visionär der European Customer Experience Organization. Er ist ein globaler Stratege, Vordenker und Praktiker im Bereich Kundenerfahrung, der für Samsung und seine Kunden wahrnehmbare Design-Analysen mit Schwerpunkt auf Kundenakzeptanz, -erfahrung und -wachstum erstellt.