Deutsche Unternehmen setzen im globalen KI-Wettlauf Massstäbe. Sie zeigen hohe Experimentierfreude, steigern den KI-Zugang für Mitarbeitende und setzen verstärkt auf autonome KI-Agenten. Besonders bei der täglichen Nutzung liegt Deutschland weit über dem weltweiten Durchschnitt. Gleichzeitig verschieben sich Prioritäten: Weiterbildung gewinnt an Bedeutung, während Neueinstellungen technischer Talente abnehmen. Herausforderungen bleiben, insbesondere regulatorische Hürden. Unternehmen, die in Daten, Talente und Innovationskultur investieren, sichern sich langfristige Vorteile in der digitalen Transformation.
Deutsche Unternehmen schneiden beim KI-Wettlauf im weltweiten Vergleich insgesamt positiv ab: In Bezug auf die Einführung und Nutzungsintensität von KI-Anwendungen liegen sie deutlich über dem globalen Durchschnitt, bei der Experimentierfreudigkeit belegen sie im globalen Vergleich den ersten Platz, so die länderspezifische Auswertung der neuen KI-Studie «State of GenAI in the Enterprise» von Deloitte mit weltweit 2773 Führungskräften, davon 150 in Deutschland.
«Das anfängliche Zögern bezüglich GenAI ist hierzulande inzwischen weitgehend einem konkurrenzfähigen Ansatz gewichen, der sich den Herausforderungen bei der Einführung und Nutzung der neuen Technologie stellt», sagt Dr. Björn Bringmann, Leiter des deutschen Deloitte AI Institute. «Über die Einführungsphase sind die meisten der befragten Unternehmen längst hinaus. Bei einem Fünftel der Firmen scheint eine wahre Experimentierlust hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten von KI ausgebrochen zu sein, mit zum Teil weit über 50 experimentellen Projekten.»
Nur Japan ist noch stärker bei KI-Zugängen
Deutschland liegt weltweit an zweiter Stelle, wenn es um die Verfügbarkeit von KI für die Belegschaft geht. Bei einem Viertel der Befragten haben über 60 Prozent der Mitarbeitenden Zugang zu diesen Technologien – lediglich japanische Unternehmen können hier eine knapp höhere Quote vorweisen (26%), weit über dem globalen Durchschnitt (15%).
Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine schnelle Wertschöpfung durch KI ist die Benutzerintensivität: So meldet knapp ein Viertel der Teilnehmer eine tägliche KI-Nutzung bei rund 60 Prozent der Belegschaft – das sind mehr als doppelt so viele im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt (11%).
Autonome KI-Agenten auf dem Vormarsch, besonders in Deutschland
Obwohl relativ neu, boomt vor allem das Thema KI-Agenten. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei deutschen Firmen: 62 Prozent der Befragten zeigen gesteigertes Interesse an dieser Technologie, deutlich mehr als im weltweiten Durchschnitt (52%). Damit liegt Deutschland weltweit auf dem zweiten Platz hinter Indien (70%).
Bemerkenswert ist auch das hohe Interesse für die Entwicklung autonomer Agenten, das in Deutschland am stärksten ausgeprägt ist: Auf die Frage, in welchem Umfang die jeweiligen Unternehmen die Entwicklung von KI-Agenten untersuchen und verfolgen, antworten 35 Prozent mit «weitgehend» oder «sehr weitgehend». Das liegt weit über dem weltweiten Durchschnitt von 26 Prozent und knapp vor den Niederlanden (34%) und Singapur (32%).
Prioritäten verschieben sich, vor allem bei Zielen und Talentsuche
Der Fachkräftemangel wird hierzulande um einen Prozentpunkt weniger problematisch eingeschätzt als im globalen Durchschnitt. Die aktuelle Studie zeigt zudem deutlich, wie die Unternehmen durch Aus- und Weiterbildungsprogramme dem Fachkräftemangel begegnen wollen. Waren es vor einem Jahr noch 30 Prozent (global: 40%), die ihre Belegschaft in Sachen KI weiterbilden wollten, so ist dieser Wert inzwischen auf 46 Prozent gestiegen und liegt somit über dem weltweiten Durchschnitt (43%).
Weniger ausgeprägt ist bei den Firmen die Absicht, sogenannte technische Talente neu einzustellen: Der Wert fiel in Deutschland innerhalb eines Jahres um fünf Prozentpunkte auf 32 Prozent, der globale Durchschnitt verringerte sich um neun Prozentpunkte auf 33 Prozent.
«Im letzten Jahr haben wir eine deutliche Verschiebung der Prioritäten feststellen können – vor allem, was die KI-Ziele und die für KI benötigten Fachkräfte angeht», sagt Bringmann: «Bei der KI-Zielsetzung sind die angestrebten Verbesserungen von Effizienz und Produktivität sowie die Kostenreduktion zwar immer noch die wichtigsten Treiber, haben jedoch zugunsten innovativerer Themen wie einer Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen etwas abgenommen. Noch stärker sind die Verschiebungen bei den KI-Talenten: Hier hat sich die Priorisierung klar verändert – weg von der Einstellung neuer technischer Talente, die ohnehin rar sind, hin zur Ausbildung von Mitarbeitenden und zur Umschulung der Belegschaft für den Einsatz von KI.»
Deutsche Unternehmen besorgter bei Hemmnissen
Auffällig ist auch, dass deutsche Firmen besorgter über die wahrgenommenen Barrieren sind als ihre globalen Kollegen – sei es bei den Herausforderungen bezüglich der Einhaltung von Regulatorien, beim Risk-Management oder bei der Implementierung.
Ein starkes Hemmnis bleibt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – 43 Prozent der Befragten in Deutschland sehen hier eine zentrale Hürde für die Einführung und Nutzung von Generativer KI; der weltweite Durchschnitt liegt in diesem Punkt bei 38 Prozent. «Dieser hohe Level – sowohl national als auch international – verdeutlicht die Herausforderungen, die mit komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen einhergehen und Innovationen ausbremsen können», sagt Bringmann.
«Um das volle Potenzial von Generativer KI ausschöpfen zu können, müssen Unternehmen daher verstärkt in hochwertige Daten, Fachkräfte und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur investieren. KI ist Chefsache. Es ist unerlässlich, dass sich die jeweilige Führung mit dem Thema aktiv befasst. Nur so lassen sich langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.»
Deloitte
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