Sonntag ohne Telefonverkauf?

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Der Sonntag als Ruhetag gilt auch für Telefonverkäufer, so ein Bundesgerichtsurteil. MS Direct sieht sich nun gezwungen, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Ist der Entscheid in Zeiten von E-Commerce und Digitalisierung noch zeitgemäss? Wir haben nachgefragt.

Call Center benötigen seit der Gesetzesrevision im Jahr 2000 keine Bewilligung mehr, wenn sie Mitarbeiter sonntags und nachts beschäftigen. Bewilligungspflichtig blieben das Telefonmarketing und der telefonische Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Im Fall von MS Direct hat das SECO nun eine Bewilligung für Sonntagsarbeit verwehrt. Dieses Urteil wurde auch vom Bundesgericht gestützt. Die Folge ist, dass 15 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.

Dieter Fischer, CallNet.ch Dieter Fischer, CallNet.ch

Für den Branchenverband CallNet.ch unverständlich: «Solche Urteile schwächen den Wirtschaftsstandort Schweiz», erklärt Präsident Dieter Fischer. Einerseits führe dies dazu, dass bestehende Arbeitsplätze ausgelagert werden, andererseits würden sich neue Marktplayer gut überlegen, wo sie ihre Investitionen tätigen wollen. «Willkürliche und verschiedene Gesetzesauslegungen sind Gift für die Wirtschaft.»

Arbeitsplatzverschiebungen ins Ausland

Aus Sicht von CallNet.ch sollten bei solchen Entscheiden auch die Bedürfnisse der Kunden erfasst werden. «Konsumenten wollen in der digitalen Welt einen Rund-um-die-Uhr-Service. Damit eine Firma wirtschaftlich erfolgreich sein kann, muss sie sich auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen. In Zeiten von E-Commerce und Digitalisierung ist es ein Wettbewerbsnachteil für die Schweiz, wenn Sonntagsarbeit in einzelnen Bereichen nicht bewilligt wird.»

Milo Stössel, MS Direct Milo Stössel, MS Direct

Ins gleiche Horn bläst Milo Stössel. Der CEO der MS Direct AG musste aufgrund eines aktuellen Entscheids 15 Arbeitsplätze nach Österreich verlagern: «Diese Rechtsprechung mutet realitätsfremd an. Und sie führt mitunter zur skurrilen Situation, dass Call Agents an Sonntagen zwar telefonische Beratung leisten dürfen, faktisch aber das Gespräch beenden müssen, falls die Beratung bei den Kunden das Bedürfnis einer Bestellung geweckt hat.» Er wünsche sich eine Gleichbehandlung aller am Markt, «was zum Zeitpunkt des Entscheids nicht der Fall war.» Stössel werde nun gut beobachten, ob in diesem Wettbewerb alle mit gleich langen Spiessen unterwegs sind. Zudem hoffe er darauf, dass die Politik eine sinnvolle Lösung finden wird. «Online einkaufen gehört inzwischen zum Alltag vieler Menschen. Dazu zählt zunehmend auch das Online-Shopping an Sonn- und Feiertagen. Die Kunden sehen die Erreichbarkeit als wichtigstes Kaufkriterium an, natürlich auch ausserhalb der üblichen Geschäftszeiten», so Stössel. Eine gute und verträgliche Lösung könnte aus seiner Sicht so aussehen, dass Agenten, welche an Sonntagen ohnehin Kundenservice erbringen, die ganze Palette – inklusive Kaufabschluss – anbieten dürfen. «Wir wissen, dass der Anteil an telefonischen Bestellungen zurückgeht. Menschen haben sich aber auch daran gewöhnt, am Sonntag Servicelinien anzurufen. Zudem ist Sonntagsarbeit bei Call Agents durchaus beliebt – vor allem bei Studenten und jungen Müttern», so der MS Direct CEO.

Ein branchenübergreifendes Problem

Das Arbeitsgesetz ist hier allerdings eindeutig: Auch im Handel müssen für Sonntagsarbeit Bewilligungen eingeholt werden. Will man Sonntagsarbeit für den Verkauf einführen, müsste diese Regelung auch für den Handel gelten. Damit reicht die politische Dimension über das Callcenter-Thema hinaus.

Die Intention ist klar: Der Gesetzgeber möchte ArbeitnehmerInnen im Verkauf schützen – unabhängig vom Touchpoint. Zudem haben Kunden die Möglichkeit, an Sonn- und Feiertagen online zu bestellen und Support am nächsten Werktag in Anspruch zu nehmen, sofern überhaupt vonnöten. Gleiches Recht für alle VerkäuferInnen, ob am Telefon oder am PoS also? Sinnvoll ist diese Überlegung allemal. Wie das Verkaufsverbot am Sonntag von den Kunden aufgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt.

www.callnet.ch

www.ms-direct.ch 

Claudia Gabler

Claudia Gabler

Claudia Gabler ist eine erfahrene Kommunikationsexpertin mit Schwerpunkt auf Unternehmenskommunikation und Markenstrategie. Sie hat umfangreiche Erfahrung in der Entwicklung und Umsetzung von Kommunikationskampagnen für verschiedene Branchen. Claudia Gabler ist bekannt für ihre Fähigkeit, komplexe Inhalte klar und ansprechend zu vermitteln, und hat in ihrer Karriere zahlreiche Unternehmen bei der Verbesserung ihrer internen und externen Kommunikation unterstützt.

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