Kolumne: Ziemlich coole Socken, diese Millennials

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Carmen, Beissner3Carmen, Beissner3
Carmen, Beissner3

«Ich sag dir dann Anfang nächster Woche Bescheid», sagte eine Bewerberin, nennen wir sie LillY, am Ende eines Interviews. Schon ziemlich coole Socken, diese Millennials, dachte ich so. Etwas verdutzt war ich schon muss ich zugeben. Aber das war einfach der logische Satz einer LillY, die kurzfristig vorbei schaute wegen einer offenen Position, die ich zu besetzen hatte.

Wer hat sich da eigentlich bei wem beworben?, fragte ich mich als ich näher drüber nachdachte. Ja, ganz sicher: ich mich bei ihr. Ich hatte LillY über ein bekanntes berufliches Netzwerk ausfindig gemacht und sie hat eingewilligt, ihren Lebenslauf zu schicken. Fünf Minuten später hatte ich ihren Einseiter kommentarlos in meinem LinkedIn Account als upload. Als sie zwei Tage später im Office ankam, spürte ich direkt das Selbstbewusstsein in ihrem Händedruck.

Interviews heute sind sehr anders als sie mal waren. Ein Glück! Denn früher musste man total bescheuerte Bücher kaufen zur Vorbereitung auf typische Fragen der Personalabteilung. Manche hatten die insgeheime Hoffnung, einen Bewerber oder eine Bewerberin durch geschickte Tricks des Lügens zu überführen, die Interviews waren vollkommen unlocker und einseitig. Ein 90% Redeanteil galt als gut, weil man alles ausfragte und das Unternehmen wenig zu sagen hatte. Big Bosses vergaben gönnerhaft Positionen, liessen Talente durchfallen bevor sie sich entfalten konnten und eine gewisse Kälte machte es schwer eine Frage zu stellen. Wenn man aber keine stellte, war man auch draussen. Urteil: Zu wenig am Unternehmen oder an der Position interessiert. Manches Mal legte die Personalabteilung ein Veto ein, weil eine Bewerbungsmappe es nicht durch den Standard geschafft hatte oder auf dem Foto nicht genug gelächelt wurde.

Die Rache der Millennials

Die Rache der Millennials ist es, bei solchen Unternehmen gar nicht erst anzufangen. Und das ist auch gut so. Denn man hat halt nur ein Leben. Acht Stunden am Tag sind einfach viel Zeit.

Rückblickend im Gespräch mit LillY erinnere ich mich an ausgewogene Redeanteile; 50:50, vielleicht sogar mehr auf ihrer Seite. Ich erzählte vom tollen Team, interessanten Aufgaben, den flexiblen Arbeitsbedingungen, freiem Catering für Mitarbeiter (immer ein Super Seller!), Verantwortung und Aufstiegschancen. Mit positiver Energie versuchte ich sie zu überzeugen. Sie erkundigte sich nach Unternehmenswerten, Führungskultur, internationalen Märkten und Homeoffice. Gegen Ende wollte sie noch das Team kennenlernen und mit anderen Personen sprechen.

Es war wirklich ein tolles Interview! Ich verabschiedete sie an der Tür, gab noch hier und da kleinere Vorteile mit auf den Weg und dann verabschiedete sie sich herzlichen mit den Worten: «Alles klar, Carmen. Ich melde mich und sag dir dann Anfang nächster Woche Bescheid wie ich mich entschieden habe». Wow. Das ist wirklich wunderbar erfrischend und modern, fand ich.

Ich hab LillY leider nicht bekommen 🙁 Sie entschied sich für eine Stelle in Australien und wollte dort das Arbeiten mit dem Reisen verbinden. «Hat Spass gemacht. Wir bleiben in Kontakt, Carmen!»

Das Interview hat mir noch mal deutlich gezeigt, wie viel man von den Millennials lernen kann und wie sehr man sich anstrengen muss als Chef und Unternehmen. Good luck, LillY und ja, wir bleiben in Kontakt!

Die Autorin:

Carmen Beissner liebt Customer Service. Sie arbeitet seit 17 Jahren in der Customer Care und E-Commerce Branche und ist aktuell bei Lemoncat, dem Marktplatz für Business Catering, als Chief Customer Officer im Einsatz. Carmen liebt es mit kreativen Technolgien zu arbeiten und nach Innovationen zu suchen. Ihr Herz schlägt für die Mitarbeitenden, Kunden und Technologien. Im Rahmen des Innovationstages an der 20. CCW organisierte Carmen einen  Workshop zu den neuesten Trends in der Mitarbeiter-Motivation und technischen Innovationen, die das Leben der Kunden und des Teams vereinfachen. Mehr über Carmen Beissner erfahren >> 

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