Eine globale Umfrage unter 300 Risikomanagern zeigt, dass 75% der Banken trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten verstärkt in Risikotechnologie investieren. Besonders die IT-Infrastruktur und Drittanbieter-Software stehen im Fokus, um steigende Kreditrisiken, regulatorische Anforderungen und geopolitische Spannungen zu bewältigen. Der Bericht «Transforming Risk Management» analysiert aktuelle Trends und die Rolle neuer Technologien wie KI. Experteninterviews liefern Einblicke in Strategien führender Banken, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Nach den Turbulenzen der Corona-Pandemie steht die Bankenbranche nun vor einer neuen Ära der Unsicherheit und Volatilität. Steigende Zinsen und Liquiditätsrisiken haben seit 2023 bereits acht Banken zu Fall gebracht. Das Kreditrisiko rückt durch geopolitische Spannungen und Inflationsdruck zunehmend in den Fokus. Man muss sich regulatorischen Änderungen und einer steigenden Komplexität stellen. Um solchen Herausforderungen effektiv entgegenzuwirken, zeigt die Risikomanagement-Umfrage von FT Longitude und dem Daten- und KI-Spezialisten SAS folgende Trends:
- 75% der Banken planen, ihre Investitionen in die Risikotechnologie-Infrastruktur zu erhöhen (51% mehr als 2021).
- 64% der Banken beabsichtigen, ihre Ausgaben für Drittanbieter-Software zu erhöhen (43% mehr als 2021).
Der neue Benchmarking-Bericht «Transforming Risk Management» basiert auf Erkenntnissen von 300 führenden Risikomanagement-Experten in 25 Ländern gemäss einer Umfrage im Oktober 2024. Der aktuelle Bericht ist die Weiterführung einer gemeinsamen Studie aus dem Jahr 2021 und zeigt eine deutliche Priorisierung der Innovation im Risikomanagement. Er unterstreicht die zentrale Rolle dieser Technologie, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und die Widerstandsfähigkeit der Banken zu stärken.
Detaillierte Interviews mit Risikomanagement-Experten von multinationalen Banken liefern dabei wertvolle Einblicke und ergänzen die Umfragedaten um zusätzlichen Kontext. Der Bericht enthält Meinungen und Gesichtspunkte der Risikomanager von Capital One, Commerzbank, General Bank of Canada und Santander Portugal.
«Banken sollten Entscheidungen zu Liquidität, Kapital oder Kreditrisiken nicht mehr isoliert treffen», erklärt Carlos Diaz Alvarez, der leitende Risikomanager von Santander Portugal. «Wir sind zwar in der Lage, wichtige Informationen aus verschiedenen Systemen zu entnehmen, um holistische Entscheidungen zu treffen, aber wir benötigen mehr Detailinformationen und eine bessere Integration.»
Fünf wichtige Erkenntnisse
SAS hat ausserdem ein Daten-Dashboard veröffentlicht, über das die Studienergebnisse je nach Region, Institution und verwaltetem Vermögen abgerufen werden können. Die fünf zentralen Erkenntnisse der Studie:
- Die Investitionen in Risikotechnologie befinden sich im Anstieg. Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Anstieg der Investitionen in Technologie-Infrastruktur und Drittanbieter-Software planen ausserdem 65% der Banken, externe Beratungs- und Consulting-Services in Anspruch zu nehmen. Dies stellt einen Anstieg um 15% seit 2021 dar.
- Risikomodellierung ist ein zentraler Schwerpunkt für Banken, da sie mit regulatorischen Veränderungen umgehen und Risikoprozesse automatisieren müssen. Zwei Drittel (67%) der Banken planen, ihre Risikomodellierungskapazitäten in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen (im Vergleich zu 54% im Jahr 2021). Ausserdem ist der Anteil der Führungskräfte, welche die Risikomodellierung als Wettbewerbsvorteil sehen, auf 63% gestiegen, verglichen mit 47% im Jahr 2021. Unter den Banken in der EMEA-Region sowie jenen mit 20 bis 50 Milliarden USD an verwaltetem Vermögen sehen 72% die Risikomodellierung als wichtigen Wettbewerbsvorteil an.
- Der Einsatz von KI einschliesslich neuer generativer KI-Technologien, schwankt je nach Institution – trotz des grossen Potenzials. Nur wenige Banken geben an, die KI umfassend für Risikomanagement (40%), Risikomodellierung (30%) und Betrugserkennung (36%) einzusetzen. Noch weniger Banken verwenden die generative KI (GenAI) für folgende Funktionen: Risikomanagement (17%), Risikomodellierung (16%) und Betrugserkennung (24%). Amerikanische Banken liegen beim Einsatz von KI und generativer KI (GenAI) in diesen Bereichen vor den Institutionen in den Regionen EMEA und APAC; APAC-Banken nutzen diese Technologien am wenigsten. Ein Mangel an qualifizierten Fachkräften ist auf jeden Fall das wichtigste Hindernis für die umfassende Einführung von KI – darauf verweisen 50% der Befragten in allen Regionen.
- Da Banken mit einer Datenflut aus verschiedensten Quellen konfrontiert sind, werden ein effizientes Datenmanagement sowie starke Data-Governance-Rahmenwerke immer wichtiger. Die befragten Führungskräfte sehen die Optimierung des Risikomanagements (64%), der Kundenerfahrung (55%) und der Betrugserkennung (51%) als wichtigsten Vorteil der Konsolidierung von Kundendaten. Dennoch planen nur 14% der Banken eine umfassende Konsolidierung von Kundendaten, und weniger als die Hälfte (44%) beabsichtigt dies für Nicht-Kundendaten. Es ist auch zu bemerken, dass die Pläne zur Datenkonsolidierung je nach verwaltetem Vermögen und Region erheblich variieren.
- Banken aller Grössen und Regionen haben immer noch Schwierigkeiten mit den Systemen und Kapazitäten für Aktiv-Passiv-Management. Die meisten von Ihnen haben Pläne zur Verbesserung dieser Systeme. Nur ca. 1 in 5 Risikomanagern gab an, «sehr zufrieden» mit den eigenen Kapazitäten im Bereich des Liquiditätsrisikomanagements (22%) bzw. mir ihren Aktiv-Passiv-Managementsystemen (ALM-Systemen) (20%) zu sein. Ca, 8 von 10 Unternehmen berichten, dass sie entweder moderne ALM-Lösungen implementieren (38%) oder ältere ALM-Systeme umfassend erweitern (41%) möchten. Das integrierte Bilanzmanagement (IBSM) ist für die befragten Führungskräfte ein erstrebenswertes Ziel. 77% von ihnen planen solche Investitionen, um die Auswirkungen des Zins- und Kreditrisikos besser evaluieren zu können. Amerikanische Banken und Grossbanken sind Vorreiter bei der ALM-Integration.
«Die Finanzinstitute können es sich nicht länger leisten, Bedrohungen in Silos zu behandeln», erläutert Stu Bradley, Senior Vice President of Risk, Fraud and Compliance Solutions bei SAS. «Sie benötigen entsprechende Prozesse und eine vereinheitlichte, KI-gestützte Plattform, um Risiken ganzheitlich zu bewerten und entschlossen auf diese reagieren zu können. Unternehmen, die veraltete Systeme und Infrastrukturen durch einen integrierten, unternehmensweiten Ansatz ersetzen, haben Vorteile bei allen Funktionen und in der gesamten Organisation.»
SAS
SAS ist ein weltweit führender Anbieter von Daten und künstlicher Intelligenz (KI), die auch als spezifische Lösungen für verschiedenste Branchen verfügbar sind. SAS macht aus Daten zuverlässige Informationen, mit denen Unternehmen schneller sichere Entscheidungen treffen können. So verschafft SAS seinen Kunden seit 1976 THE POWER TO KNOW.
