Marktplätze für KI-Agenten: Neue Silos oder freie Auswahl?

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Marktplätze für KI-Agenten: Neue Silos oder freie Auswahl?

KI-Agenten sind die neuen digitalen Mitarbeiter – sie planen Aufgaben, treffen Entscheidungen und verändern die Art, wie Unternehmen arbeiten. Tech-Giganten wie Amazon, Google, Microsoft und ServiceNow bauen eigene Agenten-Marktplätze auf und schaffen damit abgeschottete Ökosysteme. Unabhängige Plattformen wollen dagegen offene Systeme etablieren, die auf Blockchain-Technologie und Smart Contracts beruhen. Dort sollen Agenten autonom handeln und sicher interagieren können. Für Unternehmen bedeutet das mehr Auswahl, aber auch die Frage: Wie viel Kontrolle geben sie ab?

Sie kennen vielleicht die Situation: Ein Bekannter erzählt von einem neuen Film, den man unbedingt gesehen haben muss. Das Problem: Er läuft bei Apple TV, man selbst hat aber schon Amazon Prime und Netflix. Ähnlich verhält es sich bei Spielkonsolen, wenn ein Game nur für eine Plattform entwickelt wurde. Bald könnte auch der Kundenservice betroffen sein. Denn derzeit entwickeln viele Tech-Riesen Marktplätze für Agenten. Entwickler können hier ihre Produkte anbieten, Kunden passende Agenten für ihre Bedürfnisse auswählen – und oft auch direkt integrieren.

Amazon hat bereits im Juli bekannt gegeben, dass es einen Agentenmarkt anbieten wird, Google ist nachgezogen, und inzwischen sind auch Microsoft und sogar Oracle im Geschäft. Wenn KI das neue Gold ist, dann sind Agenten die Produkte wie Diesel und Benzin. Der Markt ist groß – aber auch stark abgeschottet.

Der Buchautor und Microsoft-Regionaldirektor Dr. Adnan Masood beobachtet diese Entwicklung ebenfalls. «Dieser aufstrebende Markt wird von den großen Anbietern für Cloud- und Unternehmenssoftware dominiert: Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud, Salesforce und ServiceNow. Jeder von ihnen entwickelt ein eigenes, klar abgegrenztes Ökosystem und nutzt dabei seine bestehenden Stärken – sei es Infrastruktur, Unternehmensintegration oder CRM-Daten – um eine überzeugende Plattform für die Bereitstellung dieser Agenten zu schaffen», schreibt er in einer Analyse von Agenten-Märkten.

Er sieht aber auch das Potenzial der Agenten: «Dabei handelt es sich nicht einfach um Werkzeuge, die Fragen beantworten; es sind digitale Arbeitskräfte, die mehrstufige Arbeitsabläufe planen, mit vorhandener Software interagieren und mit zunehmender Autonomie Geschäftsziele verfolgen können. Der Unterschied ist derselbe wie zwischen einem Taschenrechner und einem automatisierten Finanzanalysten.»

Auch ServiceNow bietet einen Marktplatz für Agenten an

Auch Unternehmen, die sich auf Prozesse wie den Kundenservice spezialisiert haben, sind in die Marktplätze eingestiegen.

ServiceNow, führend im Bereich Workflow-Automatisierung und IT-Service-Management, hat nicht nur KI-Agenten als Erweiterung seiner Plattform integriert. In diesem Jahr hat ServiceNow seinen ServiceNow Store (den App-Marktplatz für die ServiceNow-Plattform) neu gestaltet, um ihn zu einem «zentralen Marktplatz für KI-Agenten» zu machen. Der Store verfügt nun über eine eigene Kategorie für den AI Agent Marketplace, in der sowohl KI-gestützte Produkte von ServiceNow selbst als auch Lösungen von Partnern angeboten werden, die sich nahtlos in die ServiceNow-Umgebung integrieren lassen.

Dennoch hat der jüngste weltweite Ausfall von Systemen bei Amazon AWS gezeigt: Die Abhängigkeit von den großen Anbietern ist erheblich.

Liegt die Zukunft in freien Marktplätzen?

Einen anderen Ansatz verfolgt David Minarsch. Er ist Gründer einer unabhängigen Plattform, auf der Entwickler KI-Agenten anbieten können. Er kritisiert die Einzellösungen von AWS und Co., weil sie mehr vom Geschäft als vom Wunsch nach breiter Akzeptanz getrieben seien.

Sein Argument: «Ohne Ressourcen hat ein KI-Agent kaum Möglichkeiten, Veränderungen in der realen Welt zu bewirken. Um wirklich autonom zu sein, müssen Agenten daher Zugriff auf Ressourcen haben und ihre Inhalte selbst verwalten. Programmierbare und frei verwendbare Blockchains bieten hierfür die ideale Grundlage.»

Minarsch sieht bei den Marktplätzen der Tech-Riesen die Gefahr, dass die Grenzen zu eng gezogen sind, Nutzer weiterhin auf die Freischaltung durch Menschen warten müssen und es kaum Transparenz gibt. Um wirklich autonom zu sein, so Minarsch, dürften Agenten nicht in einem geschlossenen System eingeschlossen sein. In einem offenen System könnten sie mit allen verfügbaren Agenten kommunizieren – fast grenzenlos.

Mit Smart Contracts, die bereits in vielen Bereichen der Blockchain-Technologie eingesetzt werden, könnten sie sowohl autonom agieren als auch über fest im Code verankerte Regeln kontrolliert werden. Entwickler können festlegen, was ein Agent tun darf. Nutzer können ihn zudem modifizieren oder einschränken – etwa über sogenannte Smart Accounts.

So kann einem Agenten zum Beispiel vorgeschrieben werden, dass er nur mit Protokollen interagieren darf, die auf einer Whitelist stehen. Diese Werkzeuge ermöglichen es KI-Agenten, nicht nur expansiv zu handeln, sondern sich auch an vom Endnutzer definierte Risikoparameter zu halten. Das könnte etwa das Festlegen von Ausgabenlimits, die Anforderung mehrerer Signaturen für bestimmte Aktionen oder die Beschränkung auf bestimmte Protokolle beinhalten.

Die Blockchain ermöglicht bereits erste Formen der Interaktion zwischen Agenten. On-Chain-Agenten kaufen bereits erste Protokolle von Entwicklern, mit denen sich zum Beispiel Vorhersagen treffen lassen. Bezahlt wird mit Tokens oder sogenannten Stablecoins – also digitalen Währungen, die im Gegensatz zu klassischen Kryptowährungen nicht stark im Wert schwanken, da sie an stabile Währungen wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt sind.

Unternehmen haben immer mehr Auswahl

Egal ob offene oder geschlossene Systeme: Marktplätze ermöglichen es Unternehmen, Agentenlösungen flexibel hinzuzukaufen oder anzupassen.

So kann bei hohem Anfragevolumen – etwa saisonal, zum Beispiel vor Weihnachten – dynamisch Kapazität aufgebaut werden, ohne langwierige Inhouse-Entwicklung. Der Markt für KI-Agenten könnte in den nächsten fünf Jahren auf bis zu 47 Milliarden Dollar anwachsen.

Wer sein Kundencenter weiter automatisieren möchte, sollte sich zumindest überlegen, wie groß die eigene Abhängigkeit ist. Arbeitet man bereits mit ServiceNow, lassen sich deren Lösungen vermutlich einfach integrieren. Gleiches gilt für Microsoft und AWS.

Außerdem dürften die Sicherheitsanforderungen bei diesen Marktplätzen sehr hoch sein. Freie Marktplätze hingegen liefern oft kreativere Lösungen – auch für Nischen. Zudem könnten die Preise dort deutlich niedriger liegen. Noch befinden sich die meisten Marktplätze im Aufbau, doch es ist zu erwarten, dass weitere Anbieter hinzukommen. Für Betreiber von Kundencentern ist das eine gute Nachricht: Sie werden mehr Auswahl haben.

ServiceNow

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