Offene Kommunikation ist das Fundament für Vertrauen, Zusammenarbeit und Innovation – besonders in Zeiten des Wandels. Sie verhindert Widerstände, fördert den Dialog und stärkt die Fähigkeit, gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Dieser Beitrag zeigt, wie Unternehmen durch gezielte Kommunikationsformate, aktives Zuhören und Perspektivenwechsel eine echte Vertrauenskultur schaffen können. So wird Widerstand zu einem produktiven Impuls für Veränderung, anstatt zur Hürde. Eine starke Kommunikationskultur befähigt Teams, konstruktive Kontroversen zu führen und Herausforderungen kreativ zu meistern.
Warum sollte offene Kommunikation in Unternehmen nichts mit Zufall und Willkür zu tun haben? Ganz einfach. Gute Kommunikation gibt «unnötigen» Widerständen und Konfliktpotenzial erst gar keine Chance!
Gerade in turbulenten Zeiten ist eine offene Kommunikationskultur in Unternehmen das wichtigste Fundament stabiler Zusammenarbeit. Gemeinsam mit einem engagierten Team fällt es leichter, gute Lösungen für Kunden zu entwickeln, hohe Ziele zu erreichen und herausfordernde Veränderungen erfolgreich zu meistern. Zudem ist wissenschaftlich belegt, dass offene Kommunikation und gutes Konfliktmanagement die Innovation durch sogenannte «konstruktive Kontroversen» stärken.
Widerstände frühzeitig erkennen
Grundsätzlich sind Widerstände und der Umgang damit gute Indikatoren, wie es um die offene Kommunikation und Dialogfähigkeit des Unternehmens steht.
Beispiel: Das Unternehmen möchte neu eine anonyme Mitarbeiterumfrage einführen. Die Mitarbeitenden reagieren mit Widerständen. Warum? 3 Arten von Widerstand und mögliche Gründe:
- Rationaler Widerstand – fehlende logische Argumente
- Das Ziel und die Vision sind unklar
- Die Information war lückenhaft oder verspätet
- Politischer Widerstand – Angst um die eigene Position im Unternehmen
- Eine klare Kommunikation zur Notwendigkeit fehlt
- Kein deutlich erkennbarer Mehrwert für die Betroffenen
- Emotionaler Widerstand – persönliche Sorgen und Ängste
- Ungewissheit, was die Massnahmen mit sich bringen
- Persönliche Erfahrungen, Sorgen und damit verbundene Ängste
Die aufgeführten Gründe beleuchten, wie wichtig und anspruchsvoll gute Kommunikation ist, welche die Perspektiven der Betroffenen ausreichend berücksichtigt.
Der Stresstest in der Realität – «Die meisten Menschen haben grundsätzlich nichts gegen Veränderung, doch niemand mag das Gefühl, verändert zu werden.»
Deshalb gilt es auch, Widerstände möglichst früh zu erkennen, anzusprechen und ernst zu nehmen. Tönt einfach, wird in der Realität jedoch meist unterschätzt, denn im «Moment der Wahrheit» steht die Dialogfähigkeit der Gesprächspartner auf dem Prüfstand.
Wenn z. B. zunehmend notwendige, digitale Prozesssteuerungen oder Kontrollmechanismen bei den Betroffenen im Job immer weniger Handlungsspielraum, Alternativen, Flexibilität oder gar noch mehr Aufwand, Komplexität und Druck bedeuten, kann das ohne den offen geführten Dialog im Team zu Frust, Unproduktivität oder gar Aggressionen führen.
Offene Kommunikation hebt die organisationale Energie
Damit Widerstände erst gar nicht zu einem destruktiven Arbeitsklima führen, lohnt es sich, die Zeit zu nehmen, um Bedenken, Sorgen und Ängste der Betroffenen spezifisch in 1:1 oder Team-Meetings anzusprechen und anzuhören. Diese Führungsaufgabe bedeutet auch, die Zielgruppen frühzeitig in die Entwicklungen einzubeziehen und wertschätzend miteinander zu reden, anstatt zu ignorieren oder dagegenzuhalten.
Empirische Studien haben übrigens wiederholt gezeigt, dass organisationale Energie deutlich positiv mit Unternehmenserfolg, Profitabilität und Kundenzufriedenheit korreliert (Bruch & Vogel, 2011).
Widerstand vorbeugen
Um Widerstand vorzubeugen und ein gutes Verständnis für die Notwendigkeit der Veränderungen aufzuzeigen, hilft es oft auch, die Vision und Werte des Unternehmens in der Kommunikation einzubeziehen. Im Weiteren ist es sinnvoll, im Vorfeld gemeinsam Entscheidungs-, Motivations- und Koordinationsgrundlagen zu finden.
Kommunikation als Lernpfad für lernende Organisationen
Wenn das Vertrauen und die Beziehung gut sind, kann auch «sehr leidenschaftlich» mit Bezug auf die Sachebene diskutiert werden. Deshalb spricht man auch erst von einer «Vertrauenskultur», wenn sich jede und jeder «getraut» Zweifel, andere Erfahrungen, Meinungen und Sichtweisen einzubringen, weil der gegenseitige Respekt jederzeit gewahrt wird.
Gemeinsam hochwertige Lösungen entwickeln
Ist dieses Kommunikationslevel erreicht, bietet es auch Raum für sogenannte «konstruktive Kontroversen», um gemeinsam Lösungen oder Innovationen zu entwickeln. Im geführten und moderierten Dialog werden z. B. folgende Schritte im Team durchgespielt:
- Jeder Experte, jede Expertin bringt die persönliche Expertenmeinung/Erfahrung zum Thema ein und vertritt diese in der Runde: Aufgabe: Gute Argumente entwickeln (auch mit Unterstützung von KI), um die eigene Position/Sichtweise zu vertreten
- Aktives Zuhören: Aufgabe: Den anderen aktiv zuhören, welche Sichtweise sie haben und was die Argumente sind – sich selbst beobachten, wo Widerstände aufkommen
- Perspektivenwechsel praktizieren: Aufgabe: Jeder schlüpft nun in eine andere Rolle und muss für diese «Position» gute Argumente entwickeln (Einsicht in positive Seiten der Gegenposition)
- Hochwertige Lösung entwickeln: Aufgabe: Erarbeitung einer integrativen Lösung unter Berücksichtigung aller Informationen und des gemeinsam erarbeiteten Wissens.
Fazit
Mit einer Kultur der offenen Kommunikation wird das relevante Fundament von gegenseitigem Vertrauen und Respekt für eine starke Zusammenarbeit aufgebaut, die auch in stürmischen Zeiten funktioniert. Und Vertrauen beflügelt den Innovationsgeist (siehe auch Beitrag «Innovationskultur verleiht Flügel 1» & «Innovationskultur verleit Flügel 2»). Gemäss Studien von Paul J. Zak, Gründer der Neuroeco-nomics Studies, berichten Mitarbeiter in Firmen mit einem hohen Vertrauensfaktor von 74% weniger Stress, 50% höherer Produktivität, 106% mehr Energie bei der Arbeit. In einer Kultur des Vertrauens bedeuten auch der gute Umgang mit Widerständen eine Chance, um daraus gemeinsam für die Zukunft zu lernen, sich laufend zu verbessern und innovative Lösungen zu entwickeln. Let’s make a difference in a digital world.

Petra Rüegg
Petra Rüegg ist Gründerin und Geschäftsführerin von QPM Service Excellence. Sie hat sich auf Themen der Servicekultur und Service-Excellence in der digitalen Welt spezialisiert und bietet Analyse-Methoden und Trainings an, um die Profitabilität durch den laufenden Verbesserungsprozess des Service-Mindsets im Unternehmen zu steigern. Sie ist beratend und im Leadership-Coaching tätig sowie unter anderem Dozentin für Unternehmenskultur, Führung und Kommunikation an der ABB Technikerschule. www.qpm-ms.ch