Die nächste Generation der AI Data-Plattform verändert die Art, wie Schweizer Unternehmen Daten nutzen und Entscheidungen treffen. Sie verknüpft sämtliche Quellen zu einem einheitlichen System, bindet KI nahtlos in Geschäftsprozesse ein und ermöglicht intelligente, datengetriebene Entscheidungen in Echtzeit. Doch die wahre Herausforderung liegt im kulturellen Wandel: Mitarbeitende müssen neue Rollen übernehmen, Führungskräfte hybride Teams aus Mensch und KI gestalten. Der technologische Fortschritt wird so zur Grundlage einer neuen Arbeitskultur, in der Effizienz, Innovation und Menschlichkeit im Gleichgewicht stehen.
Welche Chancen bietet die neue AI Data-Plattform von Oracle für Schweizer Unternehmen? Wie gelingt der Sprung von Pilotprojekten zur umfassenden KI-Integration im Alltag? Und warum steht jetzt nicht mehr die Technologie, sondern der Wandel im Unternehmen im Mittelpunkt? Ein Gespräch mit Jean-Marc Pfammatter, Director Applications bei Oracle Schweiz, über datengetriebene Geschäftsmodelle und das, worauf es jetzt besonders ankommt.
Oracle hat an der Oracle AI World in Las Vegas die nächste Generation seiner AI-Data-Plattform und AI-Database vorgestellt. Was genau ist daran neu, und welchen Nutzen haben Unternehmen davon?
Jean Marc Pfammatter: Die entscheidende Neuerung ist, dass die Plattform Daten aus sämtlichen Anwendungen zentral zusammenführt, sodass alle Geschäftsbereiche dieselbe Datenbasis nutzen können. Unternehmen können dadurch ihre Datenquellen integrieren, erhalten einen ganzheitlichen Blick und sind in der Lage, umfassende Entscheidungen zu treffen. Das ist besonders für Märkte wie die Schweiz relevant, wo eine hohe Innovationsbereitschaft und Effizienz gefragt sind. Durch diese zentrale Datenhaltung werden KI und AI Agents direkt in die Geschäftsprozesse eingebunden, was es Unternehmen erlaubt, schneller, effizienter und mit grösserer Wirkung zu arbeiten. Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt, um den steigenden Anforderungen an Operational Excellence und integrierte Customer Experience gerecht zu werden.
Wie sieht die Entwicklung des KI-Einsatzes aktuell im Schweizer Markt aus? Sind Unternehmen bereit für den nächsten Schritt?
Die Schweiz bildet einen ausgesprochen fruchtbaren Boden für innovative Technologien, und das wird häufig unterschätzt. Mit hochqualifizierten Fachkräften und einer ausgeprägten Innovationsbereitschaft einhergehend, steht das Land unter besonderem wirtschaftlichem Druck, Prozesse effizient und wirkungsvoll aufzusetzen. Die jüngsten Befragungen und Analysen zeigen: Über die Hälfte der Schweizer Unternehmen setzt KI bereits aktiv in den täglichen Geschäftsprozessen ein, oft mit konkreten Anwendungsfällen für AI Agents und generative KI. Im internationalen Vergleich ist die Schweiz damit führend, befindet sich aber zugleich – wie viele Märkte – in einer Phase intensiven Wandels und Experimentierens.
Sind Schweizer Unternehmen demnach über die experimentelle Phase hinaus oder sind die aktuellen KI-Anwendungen noch als Pilotprojekte einzustufen?
Die Landschaft ist zweigeteilt: Es gibt Unternehmen mit klarer KI-Strategie, etablierter Governance und einer Organisationsstruktur, die die Umsetzung und kontinuierliche Entwicklung von Use Cases sicherstellt. Bei diesen Unternehmen werden KI-Initiativen gezielt vorangetrieben und skalierbar gebaut. Dennoch zeigen die Analysen, dass zahlreiche Organisationen noch am Beginn stehen, die Potenziale erschliessen und die internen Voraussetzungen in Richtung Technologieakzeptanz, Kultur und organisatorischer Integration schaffen müssen.
Wo liegen die zentralen Hindernisse bei der KI-Einführung?
Die grössten Hürden werden heute eindeutig im organisatorischen und kulturellen Set-up ausgemacht. Moderne Technologie, wie sie von Oracle bereitgestellt wird, kann nahtlos in bestehende Geschäftsprozesse integriert werden, besonders durch die Einbettung von KI-Funktionen in die „Fusion Applications“. Hier ist KI nicht ein nachträgliches Add-on, sondern integraler Bestandteil der Prozesse, etwa bei HR- oder Service-Abläufen. Zusätzlich bleibt die Sicherheit gewährleistet, da Datenströme und Nutzerrechte automatisch über die Applikationsarchitektur abgedeckt sind. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die Organisation, die Mitarbeitenden und die Unternehmenskultur auf diesen Wandel vorzubereiten, für Akzeptanz zu sorgen und neue Formen der Zusammenarbeit zu etablieren.
Oracle hebt hervor, die KI zu den Daten zu bringen, statt umgekehrt. Was bedeutet das im Hinblick auf Sicherheit, Flexibilität und Compliance für Unternehmen?
Durch diesen Ansatz verbleiben Daten vollständig in der Instanz des Kunden, ein Aspekt, der gerade beim Umgang mit sensiblen Informationen und im Hinblick auf europäische Regulatorien wie den EU AI Act zentral ist. Unternehmen profitieren so von maximaler Kontrolle und Flexibilität, ohne Abstriche bei Compliance und Datensicherheit machen zu müssen. Diese Infrastruktur- und Application-Architektur erlaubt zudem die Integration verschiedener KI-Komponenten und LLMs, sodass individuelle KI-Strategien technologisch und sicherheitstechnisch optimal umsetzbar sind.
Wie verändert KI die Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung innerhalb von Teams?
Die Einführung von KI-fähigen Applikationen wirkt sich direkt auf die Arbeitsorganisation in den Fachbereichen aus. Tätigkeiten mit geringem Wertschöpfungspotenzial, etwa administrative und repetitive Aufgaben, werden zunehmend von KI Agenten übernommen. Das verschafft Mitarbeitenden Zeit für strategische, innovative und kulturprägende Aufgaben. Besonders deutlich wird dies im HR-Bereich, wo administrative Tätigkeiten entlastet werden und ein stärkerer Fokus auf Change Management, Mitarbeiterentwicklung und individualisierte Betreuung möglich ist. Ziel ist die Steigerung der Arbeitsqualität und die Förderung von Kompetenzen, die einen echten Mehrwert für Unternehmen und Kunden liefern.
Im Servicebereich ist die Automatisierung mit KI, etwa im First Level Support, stark vorangeschritten. Wie beeinflusst das die Anforderungen und die Rolle der Mitarbeitenden?
Die Automatisierung repetitiver Prozesse durch KI trägt einerseits dazu bei, Effizienzen zu schaffen, und andererseits dazu, neue Kompetenzfelder für die Belegschaft zu eröffnen. Unternehmen sind in der Lage, die frei werdenden Ressourcen gezielt für Wertsteigerung und verbesserten Kundenkontakt einzusetzen. Bemerkenswert ist, dass der menschliche Faktor in der direkten Interaktion und Betreuung weiterhin unverzichtbar bleibt.
Die Sichtweise der «Augmentation of Individuals» beschreibt treffend die aktuellen Entwicklungen: KI erweitert die Fähigkeiten der Mitarbeitenden, indem sie schnelle Analysen, Datenzugriff und Empfehlungen ermöglicht, während komplexe Entscheidungen, Empathie und qualitatives Engagement weiterhin menschliche Stärken bleiben. Die Zusammenarbeit von Mensch und KI ist damit eine synergetische Partnerschaft mit klar verteilten Aufgaben und neuen Entwicklungsmöglichkeiten für Einzelne und Teams.
Was sind Erfolgsfaktoren für eine KI-Transformation im Unternehmen und wie unterstützt Oracle Unternehmen bei diesem Wandel?
Erfolgreiches Change Management erfordert vor allem die Bereitschaft zur kulturellen Veränderung und einen klaren Fahrplan für die technologiegestützte Transformation. Oracle stellt Unternehmen strukturierte Programme, geschulte Partner und umfassende Beratung zur Verfügung, um die Einführung und Integration neuer KI-Funktionen systematisch zu begleiten. Als Beispiel lässt sich die Einführung der Oracle „Fusion Application Plattform“ bei einer führenden Schweizer Versicherung anführen, die nicht nur grundlegende Prozesse neu aufgesetzt, sondern KI-Module als festen Bestandteil ihrer Strategie und Organisation erfolgreich implementiert hat. Entscheidend sind eine kontinuierliche Reflexion der eigenen Kompetenzen im Zusammenspiel mit Technologie und die Einbindung aller Stakeholder von Anfang an.
Ein letzter Ausblick: Wohin entwickeln sich Unternehmen, die bereits auf predictive, generative und agentic AI setzen?
Die Perspektive richtet sich klar auf den nächsten Evolutionsschritt: hybride Teams und «Swarms of AI agents». In diesen Strukturen übernehmen digitale Agenten zunehmend komplexe, gestufte Aufgaben und arbeiten im Konsortium an optimalen Lösungen. Unternehmen, die Führungskräfte darauf vorbereiten und die Kompetenz schaffen, hybride Teams aus Mitarbeitenden und KI Agenten zu führen, werden von einer umfassenden Automatisierung und Prozessverbesserung profitieren. Die Herausforderung bleibt, den menschlichen Beitrag strategisch einzusetzen und bestmöglich mit den Fähigkeiten der KI zu verbinden, um Innovation und nachhaltigen Unternehmenserfolg zu sichern.
Dieses Interview basiert auf dem Podcast ICT Talk – Episode 33 «Agentic AI & Augmentation: Wie KI die Arbeitswelt verändert«
Oracle
Oracle (NYSE: ORCL) bietet integrierte Anwendungssuiten und eine sichere autonome Infrastruktur über Oracle Cloud.


 
				 
				 
				 
				 
				 
				