Die Corona-Krise trifft Schweizer KMU hart: 92 Prozent der insgesamt 254 befragten Unternehmen geben an, in irgendeiner Form von der Krise betroffen zu sein. Im Fokus der zweiten Befragung der Verlaufsstudie der BFH Wirtschaft stand das Innovationsverhalten im vergangenen Jahr. Das Ergebnis: Die Innovationstätigkeit der Unternehmen ist bis zu 90 Prozent eingebrochen. Darunter leiden vor allem nachhaltige Innovationen, für welche lediglich fünf Prozent der verfügbaren Ressourcen eingesetzt wurden.
Auch ein Jahr nach Ausbruch ist die Corona-Krise für Schweizer KMU allgegenwärtig. Die Studie von Prof. Dr. Sebastian Gurtner des Instituts Innovation & Strategic Entrepreneurship der BFH Wirtschaft zeigt, dass 92 Prozent der insgesamt 254 befragten Unternehmen von der Krise betroffen sind; 5 Prozent gar in einem existenzbedrohenden Ausmass. In der ersten Befragung im März und April 2020 wurde die Betroffenheit mit 99 Prozent (in irgendeiner Form) bzw. 12 Prozent (existenzbedrohend) noch etwas höher eingeschätzt.
Knapp die Hälfte der befragten KMU geben an, im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang erlitten zu haben. 9 Prozent der Unternehmen verloren im vergangenen Jahr gar über 50 Prozent ihres Umsatzes. Als Folge davon mussten 18 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter*innen entlassen. Auch die in den Vorjahren angesparten Reserven schrumpften im «Corona-Jahr» 2020: Durchschnittlich mussten die betroffenen Unternehmen 40 Prozent ihrer betrieblichen Reserven aufbrauchen. Auch die persönlichen Ressourcen der Unternehmer*innen wurden bei rund jedem fünften Unternehmen angezapft.
Nicht alle Unternehmen mussten aber Verluste hinnehmen: Immerhin 33 Prozent der Befragten konnten ihren Umsatz im Jahr 2020 sogar steigern.
Aufgrund der Corona-Krise waren bei jedem fünften KMU Änderungen im Geschäftsmodell notwendig. Dafür brauchte es in vielen Fällen Innovationen, die sich vor allem auf die Hauptgeschäftstätigkeit der Unternehmen bezogen: 18 Prozent der Investitionen flossen im Jahr 2020 in technologieorientierte Innovationen. Für die Prozessoptimierung wurden 13 Prozent der Investitionsgelder verwendet. Nachhaltige Innovationen wurden dagegen weniger stark vorangetrieben: Lediglich 5 Prozent des verfügbaren Innovationsbudgets floss in Entwicklungsprojekte mit dem Fokus Nachhaltigkeit.
Falls Unternehmen 2020 Innovationen realisiert haben, dann adressierten diese in erster Linie die sich verändernden Kundenbedürfnisse. Aufgrund der Corona-Krise mussten so beispielsweise neue, digitale Vertriebswege erschlossen werden. Als zweitwichtigsten Grund folgte die Haltung bzw. Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposition.
Obwohl die Corona-Krise also Innovationsbestrebungen bei den befragten Unternehmen ausgelöst hat, wurden kaum Projekte realisiert, die die soziale oder ökologische Nachhaltigkeit fördern. Die Ergebnisse der Studien liefern drei mögliche Erklärungsansätze:
Die Ergebnisse stammen aus der zweiten Befragung einer Verlaufsstudie des Instituts Innovation & Strategic Entrepreneurship der BFH Wirtschaft. Die Befragung fand im März und April 2021 statt. Die erste Befragung der Verlaufsstudie wurde im März und April 2021 durchgeführt.