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Mensch oder Maschine: Die Frage nach der Ethik im Umgang mit KI

Stephan Isenschmid - 6. Juni 2023

In der Computerwissenschaft gibt es einen Test, der heute wichtiger denn je geworden ist: Mit dem Turing-Test, benannt nach dem Forscher Alan Turing, wird untersucht, ob man die Antwort einer Maschine als maschinell erkennt oder menschengemacht. Mit dem Aufkommen der Chatbots wie ChatGPT wird dieser Test immer schwieriger. Wenn wir aber nicht mehr erkennen, ob wir mit Maschinen reden oder Menschen, wirft das auch ethische Fragen auf.

Mensch oder Maschine?

Die Ethik der KI beschäftigt seit dem rasanten Erfolg von ChatGPT Politiker, Entwickler und Unternehmen. Dabei stellen sich gleich mehrere Fragen:

● Wie verhindern wir, dass Computer ein eigenes Leben führen und uns Menschen beherrschen können?

● Welche Macht sollen und dürfen Maschinen haben?

● Wie verhindern wir, dass KI für die falschen Zwecke eingesetzt werden kann?

Der Teslagründer Elon Musk schlug vor einigen Monaten vor, die Entwicklung der KI – vor allem der Chatbots – für mindestens sechs Monate zu stoppen [1]. In dieser Zeit sollten die Macher zusammen mit Regierungen sich beraten, wie man eine unkontrollierte Entwicklung verhindern kann. Er war nicht alleine, auch andere Chefs von Unternehmen vor allem aus der Technikindustrie meldeten Bedenken an. Doch die KI-Firmen sahen darin keine Notwendigkeit, das Moratorium wurde nicht gesetzt.

Als Sam Altman, der Gründer von Open AI, kürzlich vor einem Ausschuss des US-Kongresses über ChatGPT und die Gefahren von KI aussagen musste [2], überraschte er die Mitglieder des Gremiums: Er sei für eine staatliche Regulierung, man solle Lizenzen vergeben und so die Entwicklung und den Gebrauch kontrollieren.

Man könnte jetzt meinen, er wolle etwaigen Forderungen zuvor kommen, denn der Druck der KI-Kritiker ist groß. Aus Schulen und Universitäten wird bereits berichtet, dass bei Tests mit KI geschummelt wird. In sozialen Netzwerken kursieren die ersten Fake-Bilder, generiert von Bots wir Midjourney, die zum Beispiel Donald Trump bei einer Verhaftung zeigen – die niemals stattfand.

Weitgehend Einigung über ethische Regeln

Im deutschen Ethikrat ist man sich der Problematik bewusst. Gefragt, wie weit der Einfluss der Maschinen gehen darf, antwortete desse Vorsitzende Elena Buyx der Berliner Morgenpost [3]: “Der Einsatz von KI, die Delegation an die Maschine, muss menschliche Entfaltung, Autorschaft, Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht vermindern, sagt Buyx. “In diesem Sinne kann und darf KI den Menschen nicht ersetzen.” Als Beispiel gibt sie den Medizin-Sektor an: Hier kann KI bei Diagnosen und der Verarbeitung von Daten helfen. Die Ärztin oder den Arzt kann und darf sie aber nicht ersetzen. Denn die AI kann auch irren, wenn sie falsch trainiert wurde. Bei der Polizeiarbeit wurde bereits beobachtet, dass die KI schwarze Verdächtige anders behandelt als weiße.

Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hatte bereits 2021 7 ethische Indikatoren für Künstliche Intelligenz aufgestellt [4]. Diese lauteten:

  1. Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht: Mensch vor Maschine – eine Bevormundung durch Künstliche Intelligenz (KI) ist auf jeden Fall zu vermeiden.
  2. Technische Robustheit und Sicherheit
  3. Schutz der Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement
  4. Transparenz und Erklärbarkeit
  5. Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness
  6. Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen
  7. Rechenschaftspflicht

Auch der Schweizer Bundesrat hatte sich 2020 mit dem Thema beschäftigt und fast gleich lautende Leitlinien für die künstliche Intelligenz aufgestellt [5]. Man wolle den Menschen in den Mittelpunkt stellen, Transparenz sicherstellen, international zusammenarbeiten und die Verantwortlichkeit klären. Das war allerdings vor dem Siegeszug der neuen Chatbots.

Dass die Arbeitswelt sich durch den rasanten Aufstieg der KI ändern wird, ist kaum umstritten. In vielen Jobs kann Arbeit automatisiert werden und dadurch können Arbeitsplätze wegfallen. Das aber darf kein Selbstläufer werden. “Die Geschichte lehrt uns, dass transformative Technologien wie KI neue Regeln erfordern“, sagt Marianne Janik, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, der Morgenpost. Man dürfe die KI nicht einfach dem Markt überlassen.

In der Schweiz stellte im März 2023 der Sozialdemokrat Samuel Bedahan die KI-Ethik im Bundesparlament zur Diskussion [6]. “Als Schweizer Regierung muss der Bundesrat dafür sorgen, dass KI auf für die Schweizer Bevölkerung verantwortungsvolle, ethische und sichere Weise eingesetzt wird. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, klare und effiziente Regelungen zu schaffen, die den Schutz der Persönlichkeitsrechte und der Privatsphäre, die Ethik der KI und die Transparenz der KI-Entscheidung gewährleisten sowie vor Cyberangriffen und Manipulation schützen.” Noch ist die Eingabe nicht behandelt worden. Sie zeigt aber, wie ernst die ethischen Grundfragen gesehen werden.

Außerdem wird mit einem Label versucht, Vertrauen zu schaffen: das Swiss Digital Trust Label. Die Idee dahinter ist, mehr Informationen über digitale Dienste zu vermitteln, Transparenz zu schaffen und die Achtung ethischer Werte zu gewährleisten.

Offener Standard oder Gesetze?

Ähnlich wie die Creative-Commons-Lizenz für Urheber versucht die Open Ethics Initiave Standards die Grenzen der Künstlichen Intelligenz zu finden. “Unser Ziel ist es, Vertrauen zwischen Maschinen und Menschen aufzubauen, indem wir Maschinen dabei helfen, sich selbst zu erklären. Wir entwickeln ein offenes Transparenzprotokoll, um Produktbesitzern dabei zu helfen, ihre KI-gestützten Lösungen standardisiert, benutzerfreundlich und explizit zu beschreiben”, heisst es in der Eigenbeschreibung.

Doch der Trend geht eher in Richtung Regulierung durch Regierungen. In der EU ist bereits ein KI-Gesetz in Arbeit [7]. Damit wollen die Europaabgeordneten sicherstellen, dass KI-Systeme von Menschen überwacht werden, sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich sind. Außerdem wollen sie eine einheitliche und technologieneutrale KI-Definition, so dass sie für die KI-Systeme von heute und morgen gelten kann.

Die Abstufung erfolgt je nach Risiko, das bestimmte Systeme darstellen. KI-Systeme, die ein inakzeptables Risiko für die Sicherheit von Menschen darstellen, wären nach Vorstellungen der EU-Parlamnetsabgeordneten strengstens verboten. Dazu gehören Systeme, die unterschwellige oder absichtlich manipulative Techniken einsetzen, die Schwachstellen von Menschen ausnutzen oder für Social Scoring (Klassifizierung von Menschen auf der Grundlage ihres Sozialverhaltens, ihres sozioökonomischen Status oder persönlicher Merkmale) verwendet werden.

Als hoch riskante KI werden Modelle bezeichnet, die im Bereich Gesundheit, öffentliche Sicherheit oder Verteidigung eingesetzt werden. Bei der KI für allgemeinere Zwecke wird vorgeschlagen, dass Transparenz gewährleistet ist: Demnoch könnten Nutzer verpflichtet werden, Produkte die mit KI erstellt wurde als solche zu kennzeichnen.

Die Politik ist ausreichend sensibilisiert, was die ethische Komponenentre der KI betrifft. Und auch Bürger machen sich Sorgen, wohin die digitale Reise geht. Umso schneller werden wir wohl bald Gesetze sehen, die KI-Entwickler in die Schranken weisen. Damit ist die Übernahme der Weltherrschaft durch KI-Exponenten wie z. B. im Hollywoodfilm “Matrix” wohl vorerst abgewendet.

 

[1] https://www.nytimes.com/2023/03/29/technology/ai-artificial-intelligence-musk-risks.html
[2] https://www.bbc.com/news/world-us-canada-65616866
[3] https://www.morgenpost.de/politik/article237943117/ethikrat-kuenstliche-intelligenz-chat-gpt-gefahr.html
[4] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Schlaglichter-der-Wirtschaftspolitik/2021/09/11-ethische-leitlinien-fur-kunstliche-intelligenz.html
[5] https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81319.html
[6] https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20233147
[7] https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20230505IPR84904/ki-gesetz-ein-schritt-naher-an-ersten-regeln-fur-kunstliche-intelligenz

 

 

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