• Die Plattform für Customer Relations Stars sowie CX & Service Champions

 

Mit Zukunftsbildern gelingt der Sprung nach vorn

Kundenloyalität im Wandel

Das Beste aus beiden KI Welten kombiniert - Generative AI und Conversational AI ergänzen sich

Die Grenzen grosser Sprachmodelle: Wegweisende Technologie ist kein Alleskönner

Swiss Customer Relations Award 2024: Neue Projekte, neue Chancen

Zendesk stellt umfassendste Kundenservice-Lösung für KI-Zeitalter vor

Toolkit der Digital Natives: Was die Generation Z im Sales anders macht

EU AI Act hat überwiegend positive Auswirkungen auf KI-Einsatz

Editor's Pick

Datenschutz in der CX

cmm360 - 21. März 2024

Podcast über analytische KI & smarte Entscheidungen

Meike Tarabori - Chefredaktion - 19. März 2024

Technologie, KI

Eine neue Version seiner selbst

Beat Hochuli - Business ICT-Strategien - 24. März 2021

Der schwer kranke Wissenschaftler Peter Scott-Morgan träumt von einem langen Leben als Cyborg. Das wirft die Frage auf, was bei der Gehirn-Maschine-Verschaltung aus dem «autonomen Subjekt» wird.

Peter Scott-Morgan ist ein im wahrsten Sinn des Wortes glühender Verfechter des Cyborgianismus. Und das aus mehr als verständlichen Gründen. Beim jetzt 62-jährigen britischen KI- und Robotik- Wissenschaftler wurde 2017 die unheilbare Nervenkrankheit Lou-Gehrig-Syndrom diagnostiziert, an der auch der weltberühmte Astrophysiker Stephen Hawking gelitten hatte. Nach der Diagnose beschloss Scott-Morgan, sich mehr und mehr zu einem Cyborg umwandeln zu lassen. Denn er wusste: Nur so hatte er die Chance, über die ihm von den Ärzten prognostizierten verbleibenden zwei Jahre hinaus weiterzuleben.

Direktes Gedankenlesen

Inzwischen hat er seine Nahrungszufuhr und die Ausscheidungsfunktionen automatisieren lassen – und er kann mittels Augenbewegungen «sprechen», indem er Wörter auf einem Bildschirm fokussiert, worauf ein Sprachausgabecomputer Peters eigene Stimme emuliert, die anhand von tausenden von Beispielen aufgezeichnet wurde, als er noch normal sprechen konnte. Der springende Punkt ist natürlich, dass diese Lösung dereinst durch ein direkt ans Gehirn angeschlossenes Gedankenlese- Modul perfektioniert werden soll, das Peters Gedanken sofort an das Sprachausgabe-Modul weiterleitet. Damit wäre dann, so der Cyborg, «eine neue Version meiner selbst» fast schon perfekt – abgesehen von weiteren Verbesserungen für einen möglichst realistischen Gesichtsausdruck-Avatar.

Zu positiv um wahr zu sein

Zweifellos ist die Geschichte von Peter 2.0 beeindruckend. Noch mehr allerdings ist sie bezeichnend. Denn immer, wenn es öffentlichkeitswirksam um KI und Cyborgismus geht, werden die positiven Aspekte überbetont: Die medizinischen und humanitären Gründe. Dabei geht es bei der Entwicklung von Gehirn-Maschinen-Schnittstellen um Grundsätzlicheres. Zuerst stellt sich die Frage: Können gehirnspezifische Neuronen-Aktivitäten wirklich direkt in Begriffe/Worte «decodiert» werden? Diesbezüglich hat sogar die Neuro-Sprache-Digitalistin Stéphanie Martin, die an der ETH Lausanne im Zentrum für Neuroprothetik forscht, ihre Zweifel. Zumindest ist sie überzeugt davon, dass solches erst in einigen Jahrzehnten möglich sein wird – falls überhaupt je. Der Grund dafür ist laut Martin selbstverständlich nicht in ungenügender Rechenleistung zu suchen, sondern liegt in der prinzipiellen Frage der «direkten» Übersetzbarkeit von Hirnströmen in Worte, Begriffe, Sätze und Argumentationslinien.

Wo «sitzt» der Gedanke?

Dieser Problematik und zahlreichen weiterführenden Fragen spürt auch der Philosoph Slavoj Zizek in seiner jüngst auf Deutsch erschienenen Abhandlung «Hegel im verdrahteten Gehirn» nach. Die wesentliche Frage dabei ist eigentlich sehr einfach: Ist ein Gedanke wirklich schon «fixfertig» im Gehirn, BEVOR er effektiv geäussert – also artikuliert und formuliert - wird? Denn wenn Scott-Morgan mittels Augenbewegungen Wörter oder einzelne Buchstaben auf einem Bildschirm fokussiert, die dann spachausgegeben werden, macht er nichts anderes als Schnittjemand, der tippt oder toucht. Aber Peter 2.0 träumt ja davon, dass sein Gedanke direkt gesprochen wird, so wie er «ist» – via funktionierende Chipsensor- Schnittstelle im Hirn und Ausgabe- Maschine. Die externe Maschine (oder bereits die interne Schnittstelle?) würde also das übernehmen, was beim Menschen die organismusinternen neuronal-muskulären Sprech- oder Schreibfähigkeiten vollbringen.

Vielleicht – oder eher höchstwahrscheinlich – entspricht also der direkt-digitale Traum von Peter 2.0 einer hoch naiven Vorstellung, einem positivistisch- neurologisch digitalistischen Kurzschluss sozusagen. Dieser Kurzschluss kann natürlich zum Funktionieren gebracht werden, wenn er zum Zirkelschluss wird. Das heisst, wenn das Konzept eines «autonomen Subjekts» eh nur noch rein funktionalistisch gefasst ist, sodass es eigentlich egal ist, was «Subjekt» noch bedeutet. Was die Sprachausgabe liefert, das sind dann halt «die Gedanken» des Cyborgs.

Top Event

SCRF2024-Early-Bird-extended_750x422_w
Weisser Text als Abstand
Weisser Text als Abstand

Zu den aktuellsten News Dossiers